Montag, 4. Dezember 2017

Über kleine Beiträge große Ziele erreichen

In der Diskussion um Nachhaltigkeit in einer (Post-)Wachstumsgesellschaft gilt es nicht nur, Forderungen an die Politik zu stellen, sondern ebenfalls die Verantwortung der Wirtschaft zu betonen und gleichzeitig einzufordern. In dem hart umkämpften Wettbewerb um billigere, effizientere, rentablere Produktionsweisen/Arbeitskräfte/Ressourcen scheint der Wirtschaft zuweilen jedes Mittel recht, um Wachstum zu generieren. Ganz im Sinne Hartmut Rosas mit den Begriffen der Steigerungsversprechen und Reichweitenvergrößerung. Rosa spricht auch von dem Widerspruch zwischen der Steigerungslogik und den letztlich endlichen Ressourcen, die es zu berücksichtigen gelte.

Im Kontext von nachhaltigem Konsum, sehe ich daher neben der Politik ebenso die Wirtschaft und VerbraucherInnen bzw. KonsumentInnen in der Pflicht, nach progressiven Lösungsansätzen zu suchen, die Nachhaltigkeit (in allen Belangen) steigern, fördern und sich idealer Weise als Werte etablieren.

2012 erfuhr ich das erste Mal von einer Initiative namens „Deutschland rundet auf“ – eine deutschlandweite Spendenbewegung, die, gefördert vom Bundesverband für deutsche Stiftungen & der Initiative für transparente Zivilgesellschaft, von privater, wirtschaftlicher und politischer Einflussnahme unabhängig und als gemeinnützige Organisation nicht gewinnorientiert agiert.

Für diejenigen die noch nicht wissen, wie das Prinzip funktioniert: Bei "Deutschland rundet auf" geht es darum, dass der Kunde am Ende seines Einkaufs mit dem Satz "aufrunden bitte" entscheiden kann, dass seine Kosten aufgerundet werden. Z.b.: 5,92 = 6,00€ - maximaler Beitrag sind aktuell zehn Cent.mHier der entsprechende Link zu dem Projekt: https://deutschland-rundet-auf.de
 „Die an DEUTSCHLAND RUNDET AUF gespendeten Kleinstbeträge kommen zu 100% besonders wirksamen Projekten zugute, die faire Chancen für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche in Deutschland schaffen. Dabei geht es immer um Hilfe zur Selbsthilfe, mit der sich die betroffenen Kinder und Familien langfristig aus der Armut befreien können. Bis heute haben wir bereits 27 Projekte ausfinanziert. Dadurch erhalten 63.864 Kinder die Chance auf eine bessere Zukunft. “ So heißt es in einem Statement auf der Homepage.
Die Anzahl der Aufrundungen beträgt bisher 155.179.441. Als bisher gesammelte Summe wird 7.314.776 € angegeben.

Ich finde, dass dies ein mehr als beachtlicher Erfolg ist und dass die von „Deutschland rundet auf“ gewonnenen Preise für sich sprechen: 2012 Best Human Brand Award, 2013 Visionaward, 2015 Internationaler deutscher PR-Preis. Christian Vater, der Gründer der Aktion ist außerdem Fellow des Ashoka Netzwerkes.

Der Ansatz, im Einzelhandel Optionen zu schaffen und kleine Beträge für wohltätige Zwecke zu spenden, hat mich auf Anhieb begeistert. Ich finde es allerdings schade, dass nicht noch mehr Geschäfte bei diesem Projekt mitmachen und dass die Möglichkeit zum Aufrunden vielen Menschen nicht bekannt ist.

Natürlich gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich zu engagieren bzw. finanziell seine Hilfe anzubieten (Patenschaften etc.). Mir gefällt an diesem Projekt gerade das opportune Moment, einen Einkauf ganz simpel mit einer Spende zu kombinieren. Solch kleine Cent-Beträge tun mir nicht weh und wenn ich damit unverbindlich helfen kann, tue ich das gerne.

Meine Vorstellung von diesem Prinzip geht weiter und ich wünschte, wir würden schon heute öfter Spenden können, während wir konsumieren. Daher die Vision:

Das Prinzip Aufrunden gibt es in den meisten Geschäften, Lokalen, Filialen – eigentlich überall. Die Firmen können sich Partner suchen, an die diese Beträge (bestenfalls zu 100%) gespendet werden. Die Projekte werden von einer eigens dafür entstandenen Institution für „eine bessere Welt“ zertifiziert. Optional haben die Geschäfte mehrere Partner und der Kunde/die Kundin kann sich entscheiden, welches Projekt er/sie unterstützen möchte. Mal spende ich für Regenwälder, mal für Projekte gegen Armut. Das geht schnell und einfach mit einem Klick auf einem Touchscreen. Wenn der Kunde/die Kundin mehr als ein Cent-Betrag spenden möchte, soll auch das möglich sein. Wieder bloß ein paar Klicks auf einem Bildschirm.

Der eigene Konsum kann so schnell und einfach Nützliches tun. Das Ganze hat unverbindlichen Charakter und der Zugang dazu ist unkompliziert. Die Idee kann verstanden werden als „freiwillige Nachhaltigkeits-Steuer“. Natürlich ist die Idee nicht ausgereift und gleichzeitig gibt es genug Einwände bzw. nicht abzuschätzende Folgen, die damit einhergehen könnten. Trotzdem gilt, wenn auch ein wenig idealistisch:

Wenn wir dahin kommen würden, dass die hiesige Gesellschaft solch ein Kaufverhalten als angemessen, gar selbstverständlich betrachtet, bestünde ein riesiges Potenzial, quasi täglich, einfach und unkompliziert einen kleinen Beitrag für eine bessere Welt zu leisten. Ich hoffe, dass es nicht bloß bei einer Vision bleibt...

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