Sonntag, 18. Februar 2018

Beschleunigung, Resonanz und Pädagogik: Hartmut Rosa und der pragmatische Politikunterricht

„Die Fähigkeit zu wachsen beruht darauf, daß man andere nötig hat, und auf der Bildsamkeit. Beide Bedingungen sind am ausgesprochensten in Kindheit und Jugend vorhanden.“
[Dewey et al. 2000, S.79]
Bereits 2005 legte der Soziologe Hartmut Rosa mit seinem Buch zur Beschleunigung eine Theorie zur Grundlage der Moderne vor, die vielerorts diskutiert und besprochen wurde. Darin führt Rosa seine Überlegungen dazu aus, dass hinter zahlreichen Bereichen der Gesellschaft eine Beschleunigungs- und „Steigerungslogik“ [Vgl. Rosa 2016, S.46 sowie S.668] steckt. Dabei steht eine der wohl drängendsten Fragen der Nachhaltigkeitsdebatte im Vordergrund: Wie lange ist immer weiteres Wachstum möglich? Und wenn ein stagnierendes oder sogar negatives Wachstum absehbar erscheint, wie sollte die (demokratische) Gesellschaft hierauf reagieren?

Eine Antwort auf diese Frage gibt der Soziologe mit seinem Konzept der Resonanz, die er als eine mögliche Entgegnung auf die entfremdende Beschleunigung in der Moderne sieht. Statt sich immer weiter von den Mitmenschen zu entfernen, sollen Resonanzbeziehungen aufgebaut werden, die als schwingender „Resonanzdraht“ [Rosa und Endres 2016, S.126] nicht nur das Privatleben eines Individuums betreffen, sondern auch dessen Rolle in der Wirtschaft, das Feld der Politik und nicht zuletzt die Bildung [Vgl. Rosa 2016, S.54 sowie S.73-74], für die Rosa die Grundlagen einer Resonanzpädagogik darlegt und Hinweise für gelingende Lehr-Lernprozesse gibt.

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den Überlegungen dazu, inwiefern Elemente einer resonanten Pädagogik für den Politikunterricht Anwendung finden können, der gewissermaßen schon allein inhaltlich eine Synthese der von Rosa von der Beschleunigung als betroffen beschriebenen Bereiche - wenn auch in unterschiedlicher Gewichtung - darstellt, die als Gemeinsamkeit demokratische Aspekte, gesellschaftliche Entwicklung und somit das Miteinander aller Menschen beinhalten dürfte.

Dabei wird zuerst ein kurzer Überblick über Hartmut Rosas Ausführungen zur Beschleunigung und dem Prinzip der Resonanz gegeben; anschließend soll überprüft werden, ob sich diese Konzeption mit fachdidaktischen Darlegungen aus der Politikwissenschaft in Einklang oder - um es mit der Begrifflichkeit Harmut Rosas auszudrücken - in „Resonanzbeziehung“ [Ebd., S.55] bringen lässt. Diese Arbeit geht also den Fragen nach: Lässt sich die Resonanzpädagogik auch für die Gestaltung von Politikunterricht nutzen? Und wie kann dies konkret geschehen?