Donnerstag, 30. November 2017

Der Weg zum nachhaltigen Merchandise

"You are not what you own!" sang die Band Fugazi in den 80er Jahren in ihrem Lied "Merchandise". Konsequenterweise weigerten sich die Mitglieder dann auch, ebensolchen zu verkaufen. Sie wollten damit ein Zeichen gegen die Konsumgesellschaft setzen.

Nun ist es leider keinesfalls kostenlos, Musik zu machen, aufzunehmen und zu veröffentlichen. Dieser Fakt macht es für Künstler*innen unvermeidbar, Einnahmen zu generieren, wenn sie die Kosten nicht aus eigener Kasse tragen können oder wollen.

Früher - also etwa zur Hochzeit von Fugazi - waren Konzerte und der Verkauf von Tonträgern durchaus einträglich, was den Verzicht auf Merchandise möglich werden ließ. In Zeiten von Streaming-Diensten und einer (zumindest gefühlt) aussterbenden Konzertszene können die genannten Optionen allerdings kaum mehr als sichere und wirklich profitable Geldquelle betrachtet werden.

Was stattdessen zu bleiben scheint, sind eben bedruckte T-Shirts, Taschen und Mützen, mit denen Fans ihre Held*innen unterstützen und gleichzeitig ihrer Umwelt zeigen können, was sie gerne hören. Dies müsste ja auch gar nicht zwangsläufig schlecht sein, wenn denn tatsächlich jede*r nur so viel davon kaufen würde, wie er*sie auch tatsächlich braucht. Häufig ist es aber stattdessen so, dass sich die Merch-Artikel im Kleiderschrank zu Haufen aufstapeln, die - um der grundsätzlichen Funktion von Kleidung nachzukommen - ganz sicher nicht nötig wären.

Als Fan kann man sich nun natürlich vornehmen, weniger zu kaufen - sicher eine sinnvolle Überlegung -, doch welche Möglichkeiten eröffnen sich Bands, die an dieser Praxis etwas ändern wollen? Eine erste könnte der Schritt weg von günstigen Produkten hin zu fair gehandelten und qualitativ hochwertigeren sein, wie etwa Heisskalt das praktizieren.

Im eben verlinkten Artikel relativiert Sänger Mathias Bloech allerdings den Nutzen dieser Vorgehensweise selbst, indem er mit einer Aussage zitiert wird, die darauf abzielt, dass auch dieses Merchandise extra auf den Bedarf der jeweiligen Band hin produziert wird. Der gute Wille und auch ein kleiner Fortschritt kann dennoch nicht bestritten werden - vor allem auch, da faire Produkte in der Regel teurer sind. Dies dürfte in einigen Fällen zum Verzicht auf den Kauf führen.

Was Bloech dann nur andenkt, hat eine andere Band schon in diesem Jahr umgesetzt: Kafvka nämlich, die sich Zeit nahmen, um auf Flohmärkten und bei Freunden nach gut erhaltener, aber nicht mehr benutzter Kleidung zu suchen. Diese wurde anschließend in Druck gegeben und was herauskam, lässt es wohl zu, dass sich Kafvka mit Fug und Recht als die Erfinder des Second Hand Merchandise bezeichnen können. Das tun sie auch. Und zwar sowohl Online, als auch Live, was ich durchaus für wichtig halte. Schließlich kann ein Handeln nach der Maxime "tu Gutes und sprich darüber" gerade in einem Kontext, in dem wenige Künstler*innen ein großes Publikum erreichen, ein Problembewusstsein schaffen und damit Umdenken induzieren oder beschleunigen.

Mittwoch, 29. November 2017

Summtgart - Aus Liebe zur Biene

„Ein Drittel von dem, was wir essen, gäbe es nicht ohne Bienen.“ - Mit diesem Zitat des Filmemachers Markus Imhoof aus seinem Dokumentarfilm "More than Honey - Bitterer Honig" begrüßen die Berufsimker David Gerstmeier und Tobias Miltenberger der Demeter-Imkerei Summtgart die Besucher ihrer Website. Der Name Summtgart steht dafür, worum es den Imkern geht. Zum einen um die Biene, zum anderen um den regionalen Bezug zum Raum Stuttgart.

Die Demeter-Qualität bezieht sich bei Summtgart sehr stark auf die Haltung der Bienen. So wird Naturwabenbau praktiziert, d.h. die Bienen bauen ihre Nester selbst und leben nicht in Nestern aus Kunststoff oder Fremdwachs, was auch die Qualität des Honigs deutlich erhöht. Außerdem wird maximal 20% des Honigs geerntet, da die Bienen den Rest zum Überleben benötigen. So muss nur in Notsituationen zugefüttert werden.

Dies schmälert den Ertrag der Imker natürlich erheblich, verbessert jedoch die Lebensqualität der Bienen immens. Des Weiteren dürfen sich die Bienen natürlich vermehren, indem sich das Bienenvolk teilt und ausschwärmt. Dies trägt auch zu ihrer Gesundheit bei. In der kommerziellen Bienenhaltung wird der Schwarmtrieb unterdrückt, indem beispielsweise der Königin die Flügel abgeschnitten werden.
„Ich suche nach dem Grund für das Bienensterben und begegne dem göttlichen Wachstumsversprechen, das wir schon in der Sonntagsschule lernen: 'Seid fruchtbar und mehret euch und machet euch die Welt untertan.' Das Bienensterben ist gar kein Mysterium. Sie sterben nicht einfach an Pestiziden oder Milben oder Antibiotika oder Inzucht oder Stress. Es ist die Summe von allem. Die Bienen sterben am Erfolg der Zivilisation. Sie sterben am Menschen. Der aus Wildbienen gefügige Haustiere gemacht hat.“ (Markus Imhoof)
10-30% der Bienenbestände sterben jährlich, woraus ein Schwund der Artenvielfalt folgt. Sie haben mit Pestiziden, Infektionen und dem Parasit „Varroamilbe“ stark zu kämpfen. Dazu kommen die Haltungsmethoden, die sich nicht an der Biene, sondern an der Honigmaximierung orientieren, und das immer knapper werdende Nahrungsangebot aufgrund von Monokulturen in der Landwirtschaft.
Summtgart möchte mit ihrer Art der Bienenhaltung diesen Problemen entgegentreten.
„In ihrem vier- bis fünfwöchigen Leben produziert eine Biene knapp einen Teelöffel Honig. Für ein Kilo Honig muss ein Volk dreimal um die Erde fliegen. Gifte filtern die Bienen in ihren eigenen Körper. Sie opfern sich für den Nachwuchs, der möglichst reinen Honig fressen soll. Aber es bleiben Rückstände von Pestiziden und Medikamenten.“ (Markus Imhoof)
Es wird deutlich, wie viel diese kleinen Wesen für uns Menschen, aber auch für das ganze Ökosystem der Erde arbeiten. Dafür sollten wir ihnen etwas zurückgeben. Beim Einkaufen können wir nicht nur darauf achten, Honig zu wählen, der artgerecht produziert wurde, sondern auch auf biologische und regionale Lebensmittel setzen, da es deutlich schonender für die Bienen ist, die Blüten einer unbehandelten Pflanze zu bestäuben. So kann jeder Einzelne von uns dem Aussterben der Bienen entgegentreten.

Mittwoch, 8. November 2017

Glücksatlas 2017 veröffentlicht

Seminarplanung at its best: Unmittelbar nachdem wir den ersten Teil des Seminars zu Themen rund um Glück und "das gute Leben" abgeschlossen haben, wurde der Glücksatlas 2017 veröffentlicht. Ein Besuch lohnt sich. Außerdem ist interessant zu sehen, was verschiedene (Leit-)Medien darüber schreiben:
  • Welt: Hier leben die glücklichsten Deutschen (Link)
  • Zeit: Die Lebenszufriedenheit im Osten steigt (Link)
  • FAZ: Wo die Deutschen glücklich sind (Link)
  • DW: Deutsche Post veröffentlicht Glücksatlas: Wo leben die glücklichsten Deutschen? (Link)
  • Süddeutsche: Hohe Lebenszufriedenheit in Deutschland (Link)

Dienstag, 7. November 2017

DESIDERATA Die Lebensregel von Baltimore (1927)

GEH DEINEN WEG GELASSEN IM LÄRM UND IN DER HEKTIK DIESER ZEIT UND BEHALTE IM SINN DEN FRIEDEN, DER IN DER STILLE WOHNT.

BEMÜHE DICH, MIT ALLEN MENSCHEN AUSZUKOMMEN, SOWEIT ES DIR MÖGLICH IST, OHNE DICH SELBST AUFZUGEBEN.

SPRICH DAS, WAS DU ALS WAHR ERKANNT HAST, KLAR AUS, UND HÖRE ANDEREN MENSCHEN ZU, AUCH DEN LANGWEILIGEN UND UNWISSENDEN, DENN AUCH SIE HABEN ETWAS ZU SAGEN.

MEIDE AUFDRINGLICHE UND AGGRESSIVE MENSCHEN, DENN SIE SIND EIN ÄRGERNIS FÜR DEN GEIST.

VERGLEICHE DICH NICHT MIT ANDEREN, DAMIT DU NICHT EITEL ODER BITTER WIRST, DENN ES WIRD IMMER MENSCHEN GEBEN, DIE GRÖSSER SIND ALS DU, UND MENSCHEN DIE GERINGER SIND.

ERFREUE DICH AN DEM, WAS DU SCHON ERREICHT HAST, WIE AUCH AN DEINEN PLÄNEN.

BLEIBE AN DEINEM BERUFLICHEN FORTKOMMEN INTERESSIERT, WIE BESCHEIDEN ES AUCH SEIN MAG; ES IST EIN ECHTER BESITZ IN DEN WECHSELFÄLLEN DER ZEIT.

SEI VORSICHTIG IN DEN GESCHÄFTLICHEN ANGELEGENHEITEN, DENN DIE WELT IST VOLLER TRUG. LASS DICH JEDOCH DADURCH NICHT BLIND MACHEN FÜR DIE TUGEND, DIE DIR BEGEGNET.

VIELE MENSCHEN HABEN HOHE IDEALE, UND WO DU AUCH HINSIEHST, EREIGNET SICH IM LEBEN HELDENHAFTES.

SEI DU SELBST, UND, WAS GANZ WICHTIG IST, TÄUSCHE KEINE ZUNEIGUNG VOR.

HÜTE DICH DAVOR, DER LIEBE ZYNISCH ZU BEGEGNEN, DENN TROTZ ALLER DÜRREPERIODEN UND ENTTÄUSCHUNGEN IST SIE BESTÄNDIG WIE DAS GRAS.

NIMM DEN RAT, DEN DIR DIE LEBENSJAHRE GEBEN, FREUNDLICH AN, UND LASS MIT WÜRDE AB VON DEM, WAS ZUR JUGENDZEIT GEHÖRT.

STÄRKE DIE KRAFT DEINES GEISTES, SO DASS SIE DICH SCHÜTZT, WENN EIN SCHICKSALSSCHLAG DICH TRIFFT. DOCH HALTE DEINE PHANTASIE IM ZAUM, DAMIT SIE DICH NICHT IN SORGE VERSETZT.

VIELE ÄNGSTE WURZELN IN ERSCHÖPFUNG UND EINSAMKEIT.

ÜBE GESUNDE SELBSTDISZIPLIN, DOCH VOR ALLEM SEI GUT ZU DIR.

DU BIST EIN KIND DES UNIVERSUMS, NICHT WENIGER ALS DIE BÄUME UND DIE STERNE: DU HAST EIN RECHT, DA ZU SEIN.

UND OB ES DIR NUN BEWUSST IST ODER NICHT: GANZ SICHER ENTFALTET SICH DAS UNIVERSUM SO, WIE ES IHM BESTIMMT IST. LEBE DAHER IN FRIEDEN MIT GOTT, WIE AUCH IMMER DU IHN DIR VORSTELLST.

UND WORAUF DU DEINE ANSTRENGUNGEN AUCH RICHTEST, WAS ES AUCH IST, DAS DU ERSTREBST, IM LÄRMENDEN DURCHEINANDER DES LEBENS SEI MIT DIR SELBST IM REINEN.

TROTZ ALLEN TRUGS, ALLER MÜHSAL UND ALLER ZERBROCHENEN TRÄUME IST DIE WELT DOCH WUNDERSCHÖN.

SEI HEITER. STREBE DANACH GLÜCKLICH ZU SEIN.

Max Ehrmann (1872-1945)